Arznei

 

Die Nachricht machte mich traurig. Aber sie hat mich nicht verwundert. Als am Sonntag die Lektorin eine Fürbitte hielt, die sich mit den Verwüstungen in Stuttgart beschäftigte, war ich noch nicht darüber informiert, was geschehen war. Nach der Messe wurde es mir aber dann berichtet. Die ganze traurige Wahrheit.

Was da geschehen war, ist ein Symptom. Aber nicht die Ursache.

Die Ursache ist der Werteverlust. Und dessen Ursache ist der Glaubensverlust.

Vielleicht denken Sie, das ist eine zu einfache Diagnose.

Viele bedenkliche Dinge sind mir  in den wenigen Jahren passiert, in denen ich in Stuttgart wohne.

Im Bohnenviertel habe ich Zwangsprostituierte getroffen, die ihr Glück, Leben und ihre Zukunft für ein paar Euro aufgeben mussten.

Ich habe einen jungen Mann beerdigt, der durch einen Hinterhalt zur Drogensucht gebracht wurde und beim Versuch, sich selbst zu therapieren, sich umbrachte.

Zum ersten Mal im Leben war ich auch bei der Jugendpolizei, weil ein junger Mann verdächtigt war, in Cannstatt Randale begangen zu haben. Ich konnte ihn entlasten, aber was mir der sympathische Kommissar von seiner Arbeit mit den Jugendlichen erzählte, war erschreckend. 

Auf der Straße musste ich Lieder anhören, dass Menschen, die einen bestimmten Fußballverein mögen, „verrecken“ sollen.

Das etablierte Stuttgart kümmerte sich derweil um den Feinstaub. Um den richtigen Dreck kümmerte sich keiner. Jahrelang.

Wenn das sich nicht grundlegend ändert, dann hat Stuttgart keine Zukunft.

Soviel zur Diagnose.

Und jetzt zur Therapie: Es müssen Werte her- das geschieht, wenn der Glaube lebt. Eine Gemeinschaft kann sich nicht selbst die Werte geben, auf denen sie gründet. Die Aufgabe der Kirche ist es, den Glauben zu leben. Vorleben. Beispielhaft. Ansteckend. Einladend.

Meine Arznei für Stuttgart heißt 24/7.

Wenn wir Tag und Nacht beten, dann ändert sich die Stadt. Und dann entgeht sie dem Strafgericht, das sie selbst verschuldet und verursacht hat. Allein die Beter retten. Die gefaltete Hand ist mächtiger als die geballte Faust.

24/7 heißt für uns Katholiken: Tag und Nacht vor dem Tabernakel knien. Jetzt machen es schon liebe Mitchristen probeweise an verschiedenen Wochenenden.

Beginn ist der 1.11. Eingeladen sind alle.

Die Arznei wird wirken.

 

Es grüßt Sie Ihr

 

 Don Luigi